Musikbücher für den Sommer 2022
Ich habe mich mal wieder nach neuen Musik-Büchern umgesehen und habe 3 interessante und tolle Bücher gefunden.
1.) Julia Streich (Hrsg.): „
Die Texte sind gut zu lesen und kurzweilig. Erzählt werden interessante Hintergründe , lassen dann aber auch persönliche Gedanken und Überlegungen der Autoren noch genug Platz – und das gibt dem Ganzen doch eine angenehme, wohltuende und kurzweilige Lockerheit. Schön ist auch, dass die Autoren in ihren Texten nicht nur biografischen Begebenheiten aufzählen sondern die Lebenswirklichkeiten dieser Musikerinnen in gesellschaftliche, geschichtliche und natürlich feministische Kontexte einzuordnen wissen. So erfährt man eben als Leser nicht nur Details zu den Lebensumständen , sondern bekommt noch zusätzlich einen Eindruck, was es hieß, als eine People-of-colour-Musikerin dem Rassissmuss des früheren 20. Jahrhunderts in Amerika ausgesetzt zu sein. Die Sammlung der Texte startet beispielsweise mit Jazz-Legenden wie Bessie Smith und Billie Holiday und endet mit aktuellen Musik-Akteuren wie pussy Riot oder der Ukrainerien Alyona Alyona. Auch der Text über Pop-Und Skandal-Sängerin Britney Spears gelingt ausgesprochen sensibel und schafft es wirklich einem als Leser „Ehre, wem Ehre gebührt.“zu zurufen.
Die Herausgeberin erwähnt im Vorwort eine zum Buch passende Playlist, was mir persönlich gefällt. Es macht Spaß diese Musikerinnen-Schätze hier zuheben, wie z.B. das Werk „Just another Diomond“ von Vashti Bunyan – einer eher unbekannten, aber dennoch nicht unwichtigen Musikerin der amerikanischen Folk-Szene . Oder dann von solchen wunderbaren , leider unbekannteren Soul-Musikerinnen wie Wendy Rene mit „Give you what I got! zu hören und die Zeichnungen derer Biografien zu lesen ist toll., macht Spaß und macht natürlich angesichts der unterschwelligen Frauen-Diskriminierung von Musikerinnen auch Sinn.
Das Buch endet mit kurzen Vorstellungen der Autor:innen.
Und als ich überlegte, und mich sehr wunderte warum Beispielsweise Carole King oder Aretha Franklin in dem Buch fehlten, habe ich erst verstanden, dass dieses Buch sozusagen die 2. Fortsetzung ist.
2.) Michael Ochs: „1000 record covers“
„1000 record covers“ von dem Journalisten, Dj und Vinylsammler Michael Ochs gewährt einen interessanten Einblick in die Kunstform der „Cover-Artwork“. Dabei zeigt die Auswahl die interessantesten Vinyl-cover der 1960 bis in die frühen 90er Jahre. Dabei sind die ausgewählten Werke chronologisch einsortiert nach dem jeweiligen Erscheinungsjahrzehnt. Die Cover sind hierbei dann wiederum bildlich /thematisch geordnet, so dass man bei manchen Seiten insgesamt 4 Cover sieht, die vom Bild / Stil etwas ähnliches zeigen. Manchmal gibt es auch die Vor-und Rückseite der jeweiligen Cover zu sehen.
Zu jedem Jahrzehnt erklärt Journalist Ochs kurz den Zeitgeist, teilweise umreißt er dabei knapp den geschichtlich-kulturellen Hintergrund, aber erklärt auch vor allem die musikalischen Entwicklungen und Entstehung neuer Genre. Ganz am Ende des Buches findet man noch eine Indexierung nach Bands/ Interpreten, so dass man schnell sämtliche vorgestellten Cover bestimmter Bands und Künstler schnell findet. Schön an dem Buch ist, dass sämtliche Cover in Farbe abgedruckt sind und dass viele der gezeigten Cover-Bilder so groß abgebildet sind, dass sie sogar die ganze Buchseite einnehmen. Damit kann man die Details der Cover wirklich gut sehen und betrachten.
Zu jedem gezeigten Cover stehen natürlich die Grund-Informationen wie Interpret + Albumtitel. Außerdem wird das Label genannt sowie das Erscheinungsjahr. Bei manchen Cover-Bildern wird noch zusätzlich der/die jweilige Fotograf und/oder Designer und Art-Director namentlich genannt.
Bei wenigen gezeigten Cover-Bilder gibt es noch besondere Hintergundinformationen. Z.B. wenn bestimmte „skandalöse Designs“ zum Verkauf verboten wurden und stattdessen ein neues Design für das Album her musste. Diese Erklärungen machen Spaß zu lesen und dann bekommt man besonders das Gefühl in spezielle Geschichten abzutauchen.
Ich persönlich hätte mir als Leser dennoch gewünscht, viel mehr dieser speziellen Hintergründe zu erfahren (Daher habe ich mich für 4 Sterne entschieden). Interessant wäre vor allem gewesen, ein paar Erklärungen von den jeweiligen Foto-Künstlern zur Entstehung oder Auswahl des jeweiligen Cover-Bildes zu erfahren. Wie kam man denn auf das jeweilige Motiv oder Bild? Welche Geschichte erzählt es – oder welche sollte es erzählen? Welche Geschichte der Musik, präsentiert es denn genau? Warum wurde es dieses Bild?
Ich hätte es wirklich toll gefunden, mehr über die Auswahl bzw. die Entstehungsgeschichte einiger Cover zu erfahren. Aber anders herum wäre das ja auch eine Mammut-Aufgabe geworden bei der Anzahl der Cover. Trotzdem, dass ich gerne noch mehr Enstehungsgeschichten der Werke gelesen hätte, macht das Buch Spaß. Es macht wirklich Spaß sich die Cover- Auswahl dieser Jahrzehnte anzusehen und für mich zeigt sich mal wieder an dem Artwork, dass ein tolles Cover, auch durchaus wieder Lust auf mehr machen kann. Ich werde mir nun so einige Alben, deren Cover mich persönlich angesprochen haben mal raussuchen und die Musik dazu anhören. Somit verleitet dieses Buch zu einem anderen Lauf-Weg der Musik-Recherche, nämlich über die Bilder. Ich bin gespannt!
Ich glaube für Musiker , besonders für Vinyl-Begeisterte, ist dieses Buch wirklich ein tolles Geschenk. Aber selbstverständlich ist dieses Buch auch für Grafiker und Illustratoren ein durchaus unterhaltsames Buch.
3.) Quincy Jones: „12 notes on life and creativity“ – Unbedingte Lese-empfehlung für jeden Künstler
Quincy Jones selber sagt, dass er das Buch für die jungen Künstler schreibt, die sich möglicherweise auf dem selben Weg befinden und versuchen einen eigenen Weg in dieser Musikindustrie zu finden. Besonders beeindruckt hat mich seine authentische Fokussierung auf das Wesentliche: Freunde, Familie und die Dankbarkeit für dieses Leben. Nach lesen dieses Buches habe ich den starken Verdacht, man könnte sich ausgesprochen gut mit Quincy Jones über die Welt und das Leben unterhalten und man würde – trotz seines Erfolges – einen sehr geerdeten Mann treffen, der es einfach liebt kreativ zu sein und der, der Musik einfach liebt. Er beschreibt in seinem Werk wie es ihm möglich war seine eigene Negativität in Kreativität zu transformieren. Und dann erzählt er wie er dann von seinem Mantra in einer seiner dunkelsten Stunden geführt wurde „You were created for a purpose.“// Du wurdest für einen bestimmten Zweck/ eine Bestimmung erschaffen.“
Ich denke, dieses Buch, mit seinen wirklich gut erzählten Texten, ist ein Must-read für jeden Künstler!
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